12.05.2012

Der Velberter Box-Club wird 90 Jahre alt. Hans-Gerd Rosik hat noch eine ganze Menge vor.
Nach der Bundesliga-Saison ist vor der Bundesliga-Saison. Das gilt für Hans-Gerd Rosik, den stellvertretenden Vorsitzenden und Sportmanager des deutschen Abonnement-Meisters Velberter BC. Am Wochenende wird beim Velberter Box-Club gefeiert. Dann heißt es Ring frei und alles Gute. Es heißt 90 Jahre VBC

...........Interview mit Hans-Gerd Rosik................

Herzlichen Glückwunsch, Herr Rosik. Der Velberter Box-Club wird 90 Jahre alt und hat es auch im Jubiläumsjahr geschafft, ist wieder Deutscher Meister. Warum war es in dieser Saison enger als sonst?

Die Mitbewerber schlafen ja nicht. Auch deren Boxer haben sich enorm verbessert, das ist nicht zuletzt ein Produkt der kontinuierlichen Arbeit in den Bundesligen. Die 1. Bundesliga ist auch für unser starkes Team kein Selbstläufer. Der VBC kommt und holt die Punkte ab – so leicht geht das nicht. Der Nordhäuser SV ist doch das beste Beispiel. Dieses Team ist bescheiden an seine Aufgabe herangegangen und hat Großartiges geleistet. Das NSV-Team hat die erste Bundesliga bereichert und ist auch mit Platz zwei zufrieden. Ich war immer Optimist und unsere Fans waren der Garant für den Titelgewinn in letzter Sekunde. Die Meisterparty wäre aber auch mit dem VBC als Vizemeister gestiegen.

Hat es neben dem Finalgegner Nordhäuser SV noch andere ernsthafte Gegner gegeben?

Ja, natürlich. Vor allem die Art und Weise, Fairplay geht schließlich immer vor, hat den viel gerügten SV Motor Babelsberg ausgezeichnet. Sportlich vor allem im Heimkampf ausgesprochen gut aufgestellt, muss man mit diesem Team immer rechnen. Oder auch der BSK Seelze hat sich wacker geschlagen und stand schon mit einem Bein im Endkampf, als Nordhausen kurz vor Saisonschluss in Berlin auftrumpfte und die Niedersachsen dann doch noch kurz vor der Ziellinie abfing. So etwas kann natürlich im Boxen immer passieren.

Diese Meisterschaft ist sicher ihrem verstorbenen Vereinsvorsitzenden Hans-Werner Stryak gewidmet.

Ganz klar. Diesen Mannschaftstitel widmet der Velberter Box-Club natürlich seinem
verstorbenen Vorsitzenden Hans-Werner Stryak. Mehr als vier Jahrzehnte hat er für die Basis dieser tollen Erfolge des Velberter Box-Clubs gesorgt. Auch unser Clubhaus, gleich neben unserer Sporthalle in Velbert-Birth, trägt dann ab Freitag den Namen Hans-Werner Stryak-Haus.

Haben Sie nach den vielen Erfolgen überhaupt noch Visionen – Quo Vadis, Velberter BC?

Erfolge machen süchtig, wir machen auf jeden Fall weiter und wollen auch zukünftig gute Leistungen im Boxring zeigen und Meistertitel sammeln. Der VBC geht mit einer neuen Konzeption an künftige Aufgaben. Wir haben einen Sponsorenring mit finanziell potenten Partnern gegründet. Wir planen Wohnzimmer-Boxen mit Wohlfühlcharakter, Dinner-Boxen vor geladenen Gästen und natürlich die Bundesliga.

Einige Ihrer Boxer kämpften in den vergangenen Monaten mit Gewichtsproblemen,
wechselten das Limit in der laufenden Saison, ein paar andere kommen in die Jahre.

Aber alle haben durchgehalten. Lediglich der verdienstvolle Artom Merjasov ging kurz vor Saisonende in den Ruhestand, kümmert sich künftig mehr um Familie und Beruf. Es gibt eben auch ein Leben neben und nach dem Sport, nach dem Boxen. Das muss man akzeptieren. Merjasov wurde mit seinem kraftvollen Kampfstil viermal Deutscher Meister, war mit der VBC-Staffel fünfmal Mannschaftsmeister. Wir können uns nur bedanken für diese tolle Boxsportkarriere.

Was ist mit Ihrem Senior Rustam Rahimov?

Vor kurzem wurde Rustam Rahimov, der ja seit vielen Jahre unser Teamkapitän ist, 37 Jahre jung. Er wird in diesem Jahr mit dem aktiven Faustkampf aufhören. Seine Karriere ist in Deutschland vorbildhaft: Bronze bei der Olympiade 2004 in Athen, mehrfacher Deutscher Meister, Vize-Weltmeister. Er war die Nummer eins und zwei der Weltrangliste. Rustam ist die lebende Visitenkarte des deutschen Boxsports und des Velberter BC. Wir hoffen, dass er beim Verband die angestrebte Trainerkarriere beginnen kann. Im Jubiläumskampf gegen das Team aus Brandenburg am Samstagabend wollen wir Rustam danken und ihn verabschieden.

Wie wird das VBC-Team in der nächsten Saison aussehen?

Stark, stärker, erfolgreich. Namen sind noch Schall und Rauch, aber wir wissen schon, was wir tun. Das Team wird sich mit der ersten Garnitur bärenstark präsentieren und auch unsere Ersatzleute, darunter starke Nachwuchsboxer, sind absolute Knüller in der Liga. Alle bisherigen Boxer wollen bleiben, was auch Jugend-Olympiasieger und Weltmeister Artur Bril signalisierte. Nur unser Halbschwergewichtler Rene Krause muss aus gesundheitlichen Gründen seine Karriere beenden, die Boxhandschuhe an den Nagel hängen. Der  Wohlfühlcharakter und die Zuverlässigkeit des Vereins sind die Basis für eine erfolgreiche Zukunft.

Wo sehen Sie die Bundesliga 2012/2013?

Wir hoffen natürlich auf eine starke eingleisige Bundesliga mit sechs bis acht Teams. Velbert wird auch in der nächsten Saison ein Wörtchen um die Meisterschaft mitreden und hofft, dass alle ausgeschriebenen Begegnungen auch stattfinden. Es geht nicht, dass angesetzte Kämpfe, auch in den Playoffs, einfach ersatzlos gestrichen werden. Da kann man nur drastische Strafen verlangen. Im Fußball mag man sich das auch nicht vorstellen: Weil Borussia Dortmund stark ist, tritt Bayern München nicht an. Weil Podolski den 1. FC Köln verlässt, macht der Verein
den Laden für diese Saison zu. Zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.